Aug 8, 2010

Brutzeiten gelten auch auf dem Wasser


Wardenburg / Diepholz.  Ein „attraktives Revier“ für Kanutouristen, das wünschen sich Vertreter der Landkreise

Kategorie: General
Erstellt von: BSH

Wardenburg / Diepholz.  Ein „attraktives Revier“ für Kanutouristen, das wünschen sich Vertreter der Landkreise Diepholz, Vechta und Oldenburg für den gesamten Verlauf der Hunte. Zu begrüßen sind nach Ansicht der Biologischen Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems (BSH) die angekündigten Maßnahmen zum naturnahen Ausbau. Dazu zählen die Herstellung von Kleingewässern im Uferbereich oder die extensive Feuchtwiesennutzung. Gesetzlich vorgeschriebene Maßnahmen für Überschwemmungsflächen und Randstreifen werden zugleich unterstützt.

Skandalös ist dagegen nach Auffassung der BSH die fehlende Regelung von Schonzeiten auf dem Wasser. Statt die Brutstätten und tierischen Kinderstuben für Eisvögel, Mehlschwalben, Enten und Schnepfen  wie unterhalb von Wildeshausen in der Zeit vom 1. April bis zum 15. Juni ungestört zu lassen, sei es oberhalb von Wildeshausen gestattet, schon zum Beispiel ab dem 1. Mai – also mitten in der Hauptbrutzeit - die Hunte mit Wassertouristen zu bevölkern. Werbung werde inzwischen schon gemacht für Familienfeiern und Betriebsausflüge. Nicht ohne Grund habe der Landkreis Oldenburg im Jahre 2000 die Befahrensregelung eingeführt und Unterhaltungsfahrten mit Flößen untersagt. Dabei ist man den Wassertouristen schon sehr entgegengekommen, indem die Begrenzung wegen der Hauptferienzeit vom 15. Juli auf den 15. Juni vorverlegt wurde. Auch gab es an der Hunte schon wiederholt Lagerfeuer und Gehölzverwüstungen durch einige Kanuten und Paddler, die von weit her kamen und die nicht das individuelle Naturerlebnis oder den stillen Wassersport suchten.

Wir sind hier aber nicht in Alaska oder auf dem Rhein, alles ist viel kleinräumiger und empfindlicher, so die BSH. Das sehen auch viele Jäger und Fischer so. Also sollte aus diesem Fluss keine Ruderstrecke gemacht, sondern primär das Naturerlebnis gefördert werden. Vom Ufer aus lässt sich gleichermaßen die Lebengemeinschaft Fluss erleben, ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Von einigen Ausnahmen wie in Colnrade abgesehen, hat sich nach Ansicht der BSH der Wassertourismus für die Gastronomie bislang nicht zu einer maßgebenden Einnahmequelle entwickelt. Im Gegenteil: es sind Schilder bekannt, die den Verzehr des mitgebrachten Reiseproviants in der Gaststätte untersagten, weil der Umsatz zu wünschen übrig ließ.

Die BSH fordert von den anliegenden Landkreisen die Einhaltung einer Befahrensverbots entlang der gesamten Hunte vom 1. April bis zum 15. Juni. Eine entsprechende Verordunung wäre für die Strecke von Lembruch (hier heißt der Hunte-Zuleiter die Lohne) bzw. Diepholz bis nach Wildeshausen zu erlassen.

Damit würden die Verhältnismäßigkeit , Maß und Ziel gewahrt und auf die Interessen jener Erholungssuchenden Rücksicht genommen werden, die ohne Instrumente die Ruhe am Wasser suchen. Außerdem müssten die Verhältnismäßigkeit, Maß und Ziel gewahrt und  auf die Interessen jener Erholungssuchenden Rücksicht genommen werden, die ohne Instrumente die Ruhe am Wasser suchen. Auch die seien ein wichtiges touristisches Kapital.

Was die ausufernde wassertouristische Entwicklung, diese „Öffnung für den Menschen“ für die Hunte bedeutet, kann jeder im Internet nachlesen (www.flusslandschaft-hunte.de):Allein für den Bereich einer Gemeinde werden aufgezählt: 12 einzubauende Rampen als Ein- und Ausstiegsstellen, 3 Steganlagen, 1 Treppenanlage,

15 Befestigungen für Kanus. Auf dem gesamten Flussabschnitt zwischen Diepholz und Wildeshausen sind etwa alle zwei bis drei Kilometer Ein- und Ausstiegsstellen für Kanuten geplant, und zwar mit der dazugehörigen Möblierung (Tisch, Bänke, evtl. sanitäre Anlagen). Damit kämen an die 50 Anlegestellen auf diesen Fluss zu.

„Offener für den Menschen“ geht es kaum. Das darf aber nicht geschehen. Damit die von den Projektplanern erwarteten Wassertouristen auch auf einem attraktiven Gewässer fahren können, sieht das Projekt zwei weitere Handlungsbereiche vor: „Wasserbau“ und „Naturschutz“. Hier werden nun endlich wirklich begrüßenswerte Maßnahmen zum naturnahen Rückbau der Hunte geplant, angefangen beim  Umbau der Wehre und Fischtreppen bis hin zu den Anbindungen von Altarmen und dem Einbau von Flussschlingen.

Für die BSH stellt sich allerdings die Frage, ob solche notwendigen Naturschutzmaßnahmen heutzutage nur noch dann umzusetzen und zu rechtfertigen sind, wenn sie irgendeinen wirtschaftlichen Nutzen für den Menschen zu versprechen scheinen? Offensichtlich findet das auch Resonanz bei Überlegungen in der Metropolregion Bremen-Oldenburg, denen die BSH nicht zustimmt. Denn der Schutz der Natur darf nicht nur noch ein  Vehikel für die Tourismuswirtschaft sein. Der Chef des UN-Umweltprogramms, Achim Steiner, mahnte bei der Wirtschaft an, die Natur und die Artenvielfalt als „Wert an sich“ mehr zu schätzen – sie gibt es (noch) kostenlos ohne Eintritt und Miete für alle Menschen zu jeder Zeit erholungswirksam zu erleben.

Für die Hunte heißt das, sie selbst ist zu schützen, ganz unabhängig von dem möglichen touristischen Potenzial, das in ihr angeblich schlummert. Denn sie gehört beispielsweise zu den wenigen Gewässern in Nordwestdeutschland, in denen schon heute Lachs und Meerforelle, spätestens nach Herstellung der biologischen Durchgängigkeit wieder aufsteigen und in Seiten- und Oberläufen ablaichen. Andernorts werden diese Wanderfischarten bereits im Mündungsbereich der Flüsse abgefischt oder sie können die Barrieren im Fluss gar nicht überwinden.

Damit die Hunte wieder „Lebensader für Natur und Mensch“ wird, wie es das Projekt Flusslandschaft Hunte fordert, muss niemand, der nicht gerade einer Wassersportgruppe am Fluss angehört,  auf ihr paddeln. Als Mensch kann man sich auch am Wasser, nicht nur auf dem Wasser erholen und die Natur ohne allzu große Störung von Flora und Fauna erleben.


Weitere Informationen siehe: www.bsh-natur.de

F.d.R.:    Dr. Remmer Akkermann

BSH-Vorsitzender,  Tel. 04407 -  922201  oder Büro: 04407 - 5111

Heute wissen wir - dass die Atomkerntechnik ebenfalls rohstoffabhängig, also endlich ist, nicht CO2-frei arbeitet, verfahrens- und mülltechnisch letztlich nicht beherrschbar ist und beschleunigt abgelöst werden sollte durch einen den ökologischen Belangen der verschiedenen Standorte angepassten Mix von Anlagen zur Gewinnung alternativer Energien (wie Strom, Gas oder Wärme aus Wind- und Wasserkraft, Erdwärme, Solarenergie, Biologischer Vergärung / Biogas, Kraft-Wärme-Kopplung), auch in Verbindung mit Techniken zur Einsparung von Kraftstoffen und Strom sowie zur Isolierung von Gebäuden gegen Wärme-Abstrahlung. Dass neue Fernsehgeräte immer noch einen Standby-Betrieb haben, der nicht automatisch abschaltet, auch Millionen elektrischer Geräte keinen Aus-Schalter gegen Blindströme aufweisen, ist angesichts der Energieprobleme politisches Versagen. Würden diese Stromverluste durch kleine technische Ein- und Nachbauten vermieden, da gesetzlich vorgeschrieben, wäre schon ein mittelgroßer Atomreaktor verzichtbar.

In Deutschland gibt es sieben ältere, stark nachrüstungsbedürftige Reaktoren, deren Abstellung auch von Energieexperten gefordert wird, zum Beispiel in Neckarwestheim und Philippsburg oder die potentiell sturmflutgefährdeten Reaktoren Brunsbüttel (Unterelbe) und Esenshamm (Unterweser). Das Jahrhundert-Nachsorgemanagement des mehr einer ungeordneten Deponie gleichenden Zwischenlagers Asse (Niedersachsen), Morsleben (Sachsen-Anhalt) sowie in Lubmin (Ostsee / Mecklenburg-Vorpommern) ist aufwändig fortzusetzen. Deutschlandweit, im Norden wie im Süden, sind geeignete Standorte für die Endlagerung - auch im felsigen Untergrund (siehe Schweiz)- zu suchen. Wackersdorf (Bayern) hat sich schon einmal erfolgreich dagegen gewehrt. Da steht also nicht nur Gorleben (Niedersachsen) in der Diskussion. Werden die Milliarden Steuermittel für die Atomenergieförderung und diese sehr umfangreichen Nachsorgemaßnahmen für viele Generationen nach uns und Erkundungen auf den kWh-Preis für Atomstrom übertragen, wird schnell klar, dass der mehrfach höher liegen müsste.

Die Produktion von elektrischer Energie kann nach Expertenmeinung durch andere (Nicht-Atom-) Anlagen übernommen werden. Die Laufzeitverlängerung der Atomreaktoren um Jahrzehnt/e als "Brückentechnologie" ist nach Ansicht des NaturschutzForums Deutschland (NaFor) und der Biologischen Schutzgemeinschaft (BSH) zu lang und mit Blick auf die sehr hohen Risiken, zumal in dicht besiedelten Gebieten, nicht vertretbar, denn die Technik ist nicht fehlertolerant. Mit dem Älterwerden der Anlagen und der allgegenwärtigen Flugzeugabsturz- und Sabotagegefahr ist der Betrieb von Atomreaktoren hinsichtlich der Sicherheit und Gesundhaltung der Bevölkerung ohnehin nicht zu vereinbaren.

Wer den Schutz der Bevölkerung betont, sollte zumindest die alten Anlagen mit der Gefahr zu häufiger auftretenden Haarrissen und undichten Schweißnähten in den Leitungssystemen vom Netz und die Laufzeitverlängerung sofort zurücknehmen. Die Meiler der jüngsten Baujahre würden die möglichst kurze Brücke zum Zeitalter der Alternativenergien hinreichend stellen, sofern diese -in einer Abschaltphase- mit der notwendigen Sicherheitsausrüstung nach dem neuesten Stand der Technik versehen würden - vorausgesetzt, die Energieversorungsunternehmen sehen darin noch wirtschaftlich zumutbare Auflagen. Als Exportland für Strom besteht in Deutschland kein Mangel an elektrischer Energie und das Defizit wäre somit kompensierbar. Allerdings sind auch die moderneren deutschen AKWs gegen den Absturz eines schweren Flugzeugs oder den Beschuss durch konventionelle Sprenggranaten nicht ausgelegt.

Hinzu kommt, dass in der deutschen Bevölkerung kaum jemand auf ein AKW-Unglück sofort angemessen reagieren kann - für Mundschutz, Kaliumjodid-Flüssigkeit oder Jod-Tabletten zum ersten Schutz der Schilddrüsen gegen das ausströmende radioaktive Jod 131 (und 129), allgemein auch gegen das radioaktive Caesium 137 (134) und Strontium 90, ist in den Haushalten nicht gesorgt. Auch sollten politische Entscheidungen wie die gerade neu aufgelegte Förderung der Atomtechnologie im Exportgeschäft durch Hermes-Bürgschaften des Bundes zurückgenommen werden.

Die obigen Ausführungen enthalten in den Grundaussagen keine neuen Erkenntnisse. Schon 1981, also vor genau 30 Jahren, beschrieb der Atomphysiker Dr. Helmut Jäger solche Überlegungen in einem Merkblatt für Schulen und Öffentlichkeit mit dem Titel:
„Die zwei Gesichter der Atomkerntechnik“. Der Text ist aktuell und hätte auch in diesen Tagen geschrieben sein können. Er kann hier aufgerufen werden.

Weiteres Merkblatt zum Thema: "Die Kernspaltung hat alles verändert" von Dr. Ingo Harms, Dipl. Physiker, aufrufbar hier.


Remmer Akkermann



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