Nov 18, 2010

Windräder gefährden Kranich-Rastplatz


Neuer Windpark soll am Naturschutzgebiet "Goldenstedter Moor“ errichtet werden, einem Kranichrastplatz von internationaler Bedeutung


Naturschutzverbände überreichen ablehnende Stellungnahme an die Gemeinde Goldenstedt

Am 5. November haben Vertreter der Naturschutzverbände (BSH, NABU, BUND, Kranichschutz Deutschland) sowie Vertreter des Heimatvereins Goldenstedt eine gemeinsame Stellungnahme mit umfangreichem Datenmaterial an Bürgermeister Willibald Meyer und an die Gemeinde Goldenstedt übergeben. Darin geht es um einen geplanten Windpark im sogenannten Pulvermoor, östlich des Goldenstedter Moores mit sechs bis zu 135 Meter hohen Windrädern.


Die Verbandsvertreter lehnen den Bau eines Windparks an dieser Stelle ab. Sie sind der Auffassung, dass der zugrunde liegende 10 Jahre alte Plan völlig überholt ist und dass er die allseits bekannte Entwicklung des Raumes als Rastplatz für Kraniche mit  internationaler Bedeutung nicht berücksichtigt. Das Große Moor bei Barnstorf hat innerhalb der Diepholzer Moorniederung - einem der größten Kranichrastplätze in Europa (77.500 rastende Kraniche im Herbst 2008) - eine herausragende Bedeutung.

Auch für weitere Rastvogelarten wie Singschwäne, Zwergschwäne, Gänsearten und Kornweihen hat sich der Raum Großes Moor und das Planungsgebiet teilweise zu einem international bedeutenden Nahrungs- und Rastgebiet entwickelt.
Aus diesen Gründen wurde an diesem Standort eine ursprünglich geplante 380 kV-Höchstspannungsleitung nicht weiter verfolgt und Alternativtrassen gesucht und gefunden. Und auch die südlich der Gemeinde Goldenstedt liegende Samtgemeinde Barnstorf hat ihre möglichen Windpotentialflächen im Randbereich des Großen Moores mit Rücksicht auf Belange des Natur- und Landschaftsschutzes (hohes Konfliktpotential) nicht weiter verfolgt.

Folgende Einwände haben die Verbandsvertreter gegen die Windräder:

 

  1. Durch den Bau von Windrädern östlich des als FFH- und Naturschutzgebiet ausgewiesenen Goldenstedter Moores würden rastende Kraniche, Schwäne und Gänse wertvolle Nahrungsflächen verlieren.
  2. Täglich genutzte Flugrouten zwischen Moor und Nahrungsflächen würden durch die Windräder unterbrochen.
  3. Der international bedeutsame Kranichrastplatz Großes Moor bei Barnstorf würde stark gefährdet.

Die Verbandsvertreter fordern die Gemeinde Goldenstedt daher eindringlich auf, die alte Planung zu überdenken und das Vorhaben aus den dargelegten Gründen aufzugeben.
Den Besuchern des Naturschutz-Informations-Zentrums (NIZ) im Goldenstedter Moor und den Natur- und Kranichfreunden der Region wäre es kaum vermittelbar, dass die Gemeinde Goldenstedt einerseits den Kranich in ihrem Logo führt, aber andererseits einen Windpark im Lebensraum der Kraniche plant.

Die Verbandsvertreter behalten sich rechtliche Schritte vor, um eine sachgerechte Lösung für die Natur und Landschaft im Planungsgebiet zu erreichen.

 

Hierzu eine Reaktion von Kranich-Experten.

 

Die Vertreter von

  • Biologische Schutzgemeinschaft Hunte, BSH, Ch. Lehmkuhl, H. Muhle
  • Heimatverein Goldenstedt, I. Schmidt, H. Niemann
  • Koordinator Kranichzählung Großes Moor, H. Schürstedt
  • NABU Kreisgruppe Vechta und NABU Landesverband Niedersachsen e.V., L. Frye
  • BUND Diepholzer Moorniederung, BUND Landesverband Niedersachsen e.V., F. Niemeyer
  • Kranichschutz Deutschland GmbH, Dr. G. Nowald


Kategorie: General
Erstellt von: BSH
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2. Wer sich in den politischen Gremien umschaut, stellt bald fest, wie wenig neue Köpfe dabei sind und mitdenken. Am besten wäre es, wenn sich die Alterspyramide auch in den Parlamenten widerspiegeln würde. Das ist aber leider nicht so. Dieselben, durchaus fachkompetenten Personen sind in die Jahre gekommen (auch bei den Vereinsvertretern), politische Akteure zwischen 18 und 40 Jahren sind oft in der Minderheit. Aber gerade diesem Teil unserer Bevölkerung gehört die Zukunft. Somit sollte hier mehr geschehen.

3. Die Interessenlager der Landwirtschaft haben schon hundert Jahre verstanden, dass nur mitbestimmen kann, wer auch politisch und in den Führungsetagen mitmacht. So besteht der 5-köpfige Vorstand der Hunte-Wasseracht aus 5 Landwirten, obwohl die große Mehrheit der Bewohener keine Landwirte sind. Die BSH stellt  heute weiterhin fest, dass sich eine Verschiebung innerhalb der landwirtschaftlichen Vertreter ergeben hat. Den größten politischen Einfluss hat inzwischen nicht mehr die Mehrheit der mittelständischen Bauern wie gerade auch die ökologisch wichtigen Milchviehbetriebe, sondern wenige Großbetriebe wie die Biogas-Agrarier. Mit Steuermitteln hochsubventioniert dominieren viele bei Erwerb und Pacht von Flächen, die eigentlich allen Betrieben offen stehen sollten. Auch in den Rathäusern ziehen ihre Fürsprecher ein.


Wer bei der zukünftigen Erhaltung und Gestaltung im Sinne von Natur und Erholung mitreden will, sollte sich überlegen, ein politisches Mandat zu übernehmen. Die BSH würde da durchaus beratende Hilfestellung geben. Man muss kein Spezialist sein, um politisch mitzugestalten, das lernt sich schnell, wenn es Interesse und Gleichgesinnte gibt. Alle, die es wohl machen könnten und in den nächstehn fünf Jahren an vielen politischen Entscheidungen Kritik üben werden, haben JETZTdie Gelegenheit, sich bei einer für das eigene Naturell passenden Partei zu melden. Überall braucht der Naturschutz verständnisvolle Politiker, die den richtigen Kurs halten.

Es bietet sich jetzt die Möglichkeit, im Sinne jenes großen Teils der Bevölkerung tätig zu werden, dem die Natur am Herzen liegt und die nicht noch mehr Bäume, Grünland, Kleingewässer oder – ganz allgemein – die lebenswichtigen Güter Boden, Wasser und Luft zu sehr belastet oder geopfert sehen möchten für die wirtschaftlichen Interessen einiger weniger rücksichtsloser Nutzer, die aber schon lange verstanden haben, über ihre Mehrheiten im eigenen Sinne Einfluss zu nehmen und kommunalpolitisch durchzusetzen.

 

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