Wardenburg, 08.08.2002
Überschwemmungen auf kanalisierte und betonierte Landschaft zurückzuführen
BSH fordert mehr Rückhalteflächen für Hochwasser und deutliche Reduktion der Bodenversiegelung
Wardenburg. "Nicht allein die ungewöhnlich hohen Niederschlagsmengen der letzten Wochen führen dazu, dass Ortschaften Land unter melden", meint die Biologische Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems (BSH). Das Problem sei hausgemacht: Bäche und Flüsse seien kanalisiert und ausgebaut, ihre Auen, ehemals natürliche Überschwemmungsflächen, zugebaut oder ackerbaulich genutzt. Das übrige Land werde zunehmend betoniert und versiegelt. Abgesehen von zerstörtem Lebensraum und der verschandelten Landschaft durch den Neubau von Straßen, Wohnsiedlungen und Industriegebieten, bekämen nun auch die Menschen selbst am eigenen Leib die Folgen der Sünden der vergangenen 30 Jahre zu spüren. Der Niederschlag könne nicht mehr im Boden versickern, sondern fließe oberirdisch ab, und die eingeengten Flussbetten könnten die erhöhten Abflussmengen nicht mehr aufnehmen. Pro Tag würden in Deutschland 130 ha Boden versiegelt. Das entspräche ungefähr der Fläche von 260 Fußballplätzen. Der Norden Deutschlands sei bisher wegen der relativ geringen Niederschläge noch mit einem blauen Auge davongekommen, es gelte aber nun, schleunigst Vorsorge für weitere Dauerregentage zu treffen. "Wir brauchen dringend mehr gesetzlich geschützte Retentionsräume für Hochwasser, in denen ausschließlich extensive Grünlandwirtschaft erfolgt", fordert der Naturschutzverband. Diese Flächen müssten nach den höchsten Hochwasserständen der letzten Jahre ausgesucht werden. Häufig würden bereits ausgewiesene Hochwasserschutzgebiete illegalerweise zu Acker umgebrochen. Solche Veränderungen müssten besser kontrolliert und zurückgenommen werden. Die Verbände appellieren zum einen an die Politiker, gesetzliche Grundlagen umgehend zu ändern, zum anderen an jeden einzelnen Grundstücksbesitzer, so wenig wie möglich Boden seines Grundes zu befestigen.