B S H - JAHRESBERICHT 2004
BIOLOGISCHE SCHUTZGEMEINSCHAFT HUNTE WESER - EMS e. V.
Gartenweg 5, 26203 Wardenburg, Tel. (04407) 5111 Â Â
Fax -6760Â Â Mail: info@bsh-natur.de
In einem seit den Gründerjahren nicht gekannten Ausmaß wurden dem nichtstaatlichen und behördlichen Naturschutz drastische Veränderungen auferlegt, die sich nach dem Wechsel der Landesregierung als Ausdruck des politischen Willens (von CDU / FDP) ergaben. Das betraf die Abschaffung der Bezirksregierungen als für den Naturschutz wichtige Mittelinstanz, die Auflösung des Niedersächsischen Landesamtes für Ökologie (NLÖ) in Hildesheim als oberste Naturschutz-Fachbehörde  und die Halbierung bis zur völligen Einstellung der Verbandsförderung (Ende 2005) durch das Umweltministerium. Das betrifft die vier anerkannten Verbände NVN (mit BSH), BUND, LBU und Nabu, dagegen bleiben die durch das Landwirtschaftsministerium unterstützten Vereine Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Niedersächsischer Heimatbund weiterhin in der vollen Förderung. Umso wichtiger war ein Besuch der BSH-Zentrale Wardenburg durch Umweltminister Heinrich Sander Anfang März in Anwesenheit des Vorsitzenden der Naturschutzstiftung des Landkreises Oldenburg, Eilert Tantzen (Sage). Dabei kamen wichtige aktuelle Themen zur Sprache, zu denen in aller Offenheit das Pro und Contra diskutiert wurde.
Mit der Auflösung der Bezirksregierung Weser-Ems ging auch der Runde Tisch Naturschutz zu Ende, eine von der BSH angeregte Informationsrunde, die sich aus der Sicht beider Seiten sehr bewährt hatte. Zur Erinnerung wurde am Parkplatz neben dem östlichen Gebäudeflügel gemeinsam eine Rotbuche gepflanzt. Näheres dazu ist im Internet nachzulesen unter www.bsh-natur.de (Aktuelles). Für einzelne Segmente wird künftig weiterhin der Landesbetrieb NLWKN unter Federführung der Wasserwirtschaft tätig sein. Ein neuer Runder Tisch wurde gefordert.
Hinzu kam eine mehrtägige Kontrolle der Verbände durch zwei Mitarbeiter des Niedersächsischen Landesrechnungshofs. Betroffen war auch der Dachverband NVN in Wardenburg, wo an zwei Tagen alle rechnerischen und beschlossenen Details überprüft wurden. Als Ergebnis wurde eine Änderung der Satzung auferlegt (keine Ausnahmeregelungen mehr für den Beitrag kleiner Vereine), im übrigen ministeriell anerkannt und anwaltlich widerlegt, dass die 20 Vereine zu wenig Beiträge entrichtet hatten – am Ende waren es viel zu hohe Beiträge. Dabei wurde deutlich, dass die BSH die mit Abstand größten Beihilfen an den NVN überwiesen hatte, auch für das kleine Büro in Hannover an der Nienburger - / Ecke Allee-Straße. Der wesentliche Anteil dieser Fördersummen wurde für drei Fachkräfte investiert, die auch redaktionell und im Hinblick auf die Information der Öffentlichkeit tätig waren. Angemerkt sei, dass die Naturschutzverbände regelmäßig daraufhin kontrolliert werden, wo die Fördermittel verbleiben – die Bezirksregierung Hannover ließ sich ebenso einen jährlichen Wirtschaftsbericht und die genaue Abrechnung vorlegen wie Finanzämter und Arbeitsagenturen.
Übereinstimmend wurde die Buchführung positiv herausgestellt.
Wieder einmal hatte sich internationaler Besuch angesagt. Eine Delegation des Zoologischen Instituts der Universität Poznan (Posen) mit Prof. Dr. Ceszlav Blaszak ließ sich die Arbeitsweise eines gemäß Bundesnaturschutzgesetz anerkannten Verbandes erläutern. Es folgte der Moorexperte Prof. Dr. Janos Nagy von der ungarischen Universität Gödöllö nahe Budapest. In einem ausführlichen Wochenprogramm wurden ihm gemeinsam mit Vertretern der Landkreise Oldenburg und Vechta Beispiele zur Hochmoor-Renaturierung gezeigt, außerdem wurden Wachstumsversuche von Torfmoosen im Landesamt für Bodenforschung Bremen demonstriert.
Die landschaftpflegerischen Aktivitäten laufen durchgehend und werktäglich weiter. Das ist bei der BSH schon seit ihrem Bestehen, professionell verstärkt seit 1991 Tradition. Es wurden mehr als 20 Einzelflächen zwischen Seemarschen in Norden, Altwässern in Wilhelmshaven, Feuchtwiesen in den Landkreisen Oldenburg, Vechta und Diepholz unterhalten. Die in Anspruch genommene Hilfe von Landwirten hat sich erneut bewährt, gerade bei Mähwiesen und der Entbirkung von Mooren ist der Vertragsnaturschutz hilfreich. Die entsprechenden Fahrzeuge, Mähgeräte und das übliche Werkzeug zur Pflege von Obstbäumen, Teichen und Wanderwegen erfordert erhebliche Mittel für die Bestands- und Funktionserhaltung. Um Geld zu sparen, wurden drei Garagen auf dem vereinseigenen Grundstück neben der Zentrale in Wardenburg mit großem Aufwand als Bauhof zusammengefasst. Damit sind nun kurze Wege möglich, um Termine auch flexibel umzudisponieren. Sehr positive Erfahrungen hat die BSH mit einer bestimmten Auswahl an Vorarbeitern, Praktikanten und jugendlichen `Bußgeldsündern´ gemacht. Es motivierten die Ziele und der Verein entsprach damit seinem gemeinnützigen Auftrag, indem Arbeitskräfte, die von den Kommunen, Gerichten, Staatsanwaltschaften oder Arbeitsagenturen zugewiesen wurden, sinnvoll und zielorientiert integriert wurden. Die Beschäftigung betraf auch jederlei zusätzliche Kleintätigkeiten im Haus und auf dem Gelände, Informationsstände bei Ökomärkten und Vortragsveranstaltungen in West-Niedersachsen.
Die Information der Öffentlichkeit hat nach wie vor einen hohen Stellenwert. Auch in Zeiten abnehmender Fördermittel wurden in der Presse sowie mit eigenen Schriften Hinweise gegeben zu
allgemeininteressierenden Aktionen und Themen, darunter dem Waldlehrpfad auf dem Alten Schießstand in Wardenburg unter dem Motto `Auch Wildnis will organisiert sein!´, die Aktion naturreiner Apfelsaft von BSH-Flächen, Förderung von Bienen und Amphibien. Dazu wurde der Band 7 der Informationen zu Naturschutz und Landschaftspflege in Nordwestdeutschland gemeinsam mit dem Niedersächsischen Bieneninstitut Celle herausgegeben, ebenso passend das Merkblatt 69 `Amphibienwanderungen zwischen Land und Wasser´. Außerdem erschienen im vierteljährlichen Abstand in einer Auflage von 26.000 die Öko-Porträts 36 und 37 zu zwei bekannten Nagetieren, dem Eichhörnchen und dem überwiegend nur im Südosten Niedersachsens anzutreffenden Feldhamster, dessen Männchen im deutlichen Unterschied zum Syrischen Goldhamster bis zu 34 cm lang (ohne Schwanz) und schwerer als 700 g werden können. Auch die Reihe „Norddeutsche Biotope – Schutz und Entwicklung“ wurde mit dem Doppelblatt 19 zum Thema `Naturschutz am Dümmer´ fortgesetzt; darin werden die aktuellen Entwicklungen an diesem nordwestdeutschen Flachsee und Europareservat aufgezeigt (das Wasser des Sees wird ganz überwiegend durch die Hunte aus dem Wiehengebirge herangeleitet). Die Informationsblätter sind von dem Münchener Grafik-Büro Rudi Gill gestaltet und erfreuen sich seit nunmehr 21 Jahren einer großen Resonanz bei den Mitgliedern, in Schulen und in den norddeutschen Parlamenten. Um Kosten zu sparen, werden die Blätter in der Regel mit nur einer zusätzlichen `Schmuckfarbe´ gedruckt, die zum Thema passt. Die Autoren sind auf das Thema spezialisierte Fachleute und eine Wissenschafts-Journalistin.
Nach mehreren Jahren Vorbereitung konnte nun endlich eine von Heike Knüppel zusammengestellte Bibliographie zur Hunte herausgebracht werden, und zwar als Report 24: `Die Hunte zwischen Wiehengebirge und Weser ´. Mit Kurzkommentaren und –zitaten werden 780 Titel aufgeführt. Es dürfte die Suche nach schwerer auffindbaren Titeln des Hunte-Schrifttums erleichtern.
Die Jahresmitgliederversammlung fand im Berichtsjahr an der Thülsfelder Talsperre statt. Dabei wurden Resolutionen verabschiedet zum umsichtigen Hochwasserschutz (Bebauungsplanungen nur noch unter Beachtung der Überschwemmungsgebiete und Geländehöhen), zur Nachmeldung des Diepholzer Moores als FFH-Gebiet der EU, zum Wandern auf unbefestigten Wegen rund um den Dümmer-See. Abschließend referierte Johann Fietz (Landkreis Cloppenburg) über `Die Entwicklung der Talsperre im Wandel der Zeiten´, angefangen beim Rückhaltebecken der Soeste zur Versorgung des Küstenkanals bis hin zum touristischen Zentrum und (teilweise) Naturschutzgebiet mit Schafbeweidungen der Heide.
Die örtlichen Gruppen der BSH beteiligten sich regelmäßig an der Bearbeitung von Planungen im Rahmen der gesetzlichen Verfahrensbeteiligung (gem § 29 bzw. § 59), an öffentlichen Veranstaltungen und Landschaftspflegeeinsätzen: in Goldenstedt, Großenkneten und Diepholz ebenso wie in der Wesermarsch, in Wilhelmshaven, Norden, Leer und Emsland wie Papenburg und Vrees. Vielfach haben die Mitarbeiter die Fahrt- und sonstigen Unkosten aus eigener Tasche bezahlt. Der BSH-Vorstand dankt für diese indirekte Spende.
Im Jahr 2004 wurden außer den Sitzungen von Jahresversammlung, Vorstand und Beirat
53 Veranstaltungen durchgeführt. Dazu gehörten auch Vorträge, die BSH-Vertreter während einer Fachtagung im Museumsdorf Cloppenburg und vor dem Kreisheimatbund Diepholz hielten. Außerdem wurden Veranstaltungen des befreundeten Agenda21-Fördervereins und der Stiftung in Diepholz unterstützt. Überwiegend gut besucht waren Vorträge und Exkursionen zum Biohof Bakenhus, Dümmer, Bockhorner Moor, Barneführerholz, Urwald Hasbruch, Spolsener Moor (Neuenburg), Moorlehrpfad Diepholzer Moor, eine Radtour durch Butjadingen, Vogelrallye in Nordenham, ein Besuch des Bienenparks Westerstede und der Wildtierauffangstation Rastede, des Botanischen Gartens Oldenburg, die Besichtigung von Wallhecken im Landkreis Oldenburg, eine Treckerfahrt durch Biotope bei Rastede, Erläuterungen zu den Pilzen im Spätherbst, eine Fledermausexkursion (Batnight) und eine Fahrt zur Nordseeinsel Mellum. Auch Kinder- und Jugendtreffs beim Nistkastenbau, Waldbesuch, Apfeltag und Umwelttag fanden Resonanz.
Ein gemeinsam mit der Hunte-Wasseracht organisierter Informationstag zu aktuellen Maßnahmen, zur weiteren Verbesserung der Durchgängigkeit an der Botheschen Mühle und zu allgemeinen Fragen im gesamten Einzugsgebiet des Flüsschens Lethe einschließlich der Ahlhorner Fischteiche fand im Rahmen des Lethe-Forums übergroßes Interesse. Auch künftig soll einmal jährlich über den Zustand und die Sanierungsmöglichkeiten der Lethe zwischen Emstek, Littel und Oldenburg-Kreyenbrück gesprochen werden.
Ein wichtiger Termin war auch die Veranstaltung des BSH-Arbeitskreises `Naturschutz und Landwirtschaft´ im PFL-Kulturzentrum der Stadt Oldenburg zum `Einfluss der Tierhaltungsanlagen auf die Gesundheit des Menschen´ (Leitung: Dipl.Chem.Lebensmittelk. Hans Sperveslage). Es war eine Reflektion der Ergebnisse der Morbus-Studie, wonach Gase und Stäube durchaus gesundheitlich negative Auswirkungen für Stallbetreiber und deren Nachbarschaft haben können.
Die Mitgliederentwicklung ist leider etwas rückläufig. Mit noch mehr Sparsamkeit und Werbung soll diesem Trend entgegen gewirkt werden.
ak